Kurz vor Reisebeginn hatten wir unsere Technik wie gehabt auf Vordermann gebracht und auch unsere Erste-Hilfe Box und das Unfallset auf Vollständigkeit geprüft. Diesmal war das Packen aber viel einfacher. Ohne Tauchgepäck, ‚nur‘ eine Rundreise über drei Wochen, da war die Frage eher, Rucksack, Koffer, Reisetaschen, welche Größe fürs Handgepäck? Wir haben uns dann für mittlere Reisetaschen mit Rollgestell entschieden und für das Handgepäck die kleineren Rucksäcke genommen. Beim Packen waren wir etwas großzügig und so brachte unser Reisegepäck pro Person beachtliche 16 Kg auf die Waage. Dafür hatten wir aber auch z. B. bei der Technik alles doppelt und brauchten bei der Kleidung keine Wäsche zwischendurch.
So gut gerüstet ging es zum Flughafen und die Anreise nach Antananarivo mit dem Zubringerflug, Umsteigen und Weiterflug bis hin zur Unterkunft im gleichen Hotel wie beim ersten Mal war nichts Besonderes. Oder doch? Ja, wenn man das alles schon ein bisschen kennt, ist es viel weniger aufregend, sondern man fühlt sich irgendwie etwas heimisch. Dazu kommt natürlich, dass unser Guide uns wieder abgeholt hat und man sich einfach schon kennt.
Wir hatten auf unserer ersten Reise nach Madagaskar gelernt, dass es oft nicht möglich ist, auch wenn man etwas Geld hat, eine haltbare Qualität zu kaufen. Das fängt bei Kleidung an, geht größtenteils über Möbel, die selbst hergestellten Möbel und Werkzeuge mal außen vor, weiter und endet bei vielen Dingen des täglichen Lebens. Die gibt es einfach nicht zu kaufen. Auch für uns einfache Aufgaben, wie einen haltbaren Schultornister, kann man unmöglich in Madagaskar selbst kaufen und einige der angebotenen technischen Geräte sieht man das Zerfallsdatum schon auf den ersten Blick.
Einschalten – benutzen – kaputt.
Daher hatten wir im Vorfeld schon angefragt, ob wir etwas Vernünftiges ‚als Trinkgeld‘ aus Deutschland mitbringen können, und Jocy hat sich ebensolche Schultaschen gewünscht und ‚haltbare‘ Handys für die Kinder. Also welche, die nicht ein Vermögen kosten, aber auch nicht beim ersten Tastendruck kaputtgehen. Und auf Nachfrage konnten wir für sie selbst noch eine Kamera als großen Wunsch erfragen.
Nach dem ersten Erholen von der Reise kam Jocy mit den Kindern ins Hotel, um uns zu begrüßen und die Gastgeschenke auszutauschen, aber vor allem, um mit großem Stolz ihre Kinder vorzustellen. Ihre Tochter hatte auch schon einen Freund (zu dem Zeitpunkt: keine Ahnung, ob arrangiert), der gerade Tourismus studierte und bei Jocy einfach auch ein paar praktische Erfahrungen sammeln konnte. Das war ein sehr netter Abend und wir haben gleich den Plan für den nächsten Morgen bzw. die Tagestour durchgesprochen. Nun ja, was heißt durchgesprochen, inhaltlich wollten wir viel vom Land sehen und konnten die Strecke, die Wege und Haltepunkte eh nicht bewerten. Aber mit diesen Planungen für den nächsten Tag sind wir nach dem Abendessen im Hotel zufrieden ins Bett gegangen.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück los. Die große Tour konnte beginnen. Sie brachte für uns gleich eine verblüffende Erkenntnis: Die drei Kinder (zwei Kinder plus Freund) saßen eng gedrängt, zumindest für unser Empfinden, auf einer kleinen Sitzfläche im Kofferraum des SUV. So sah es zumindest für uns aus. Der Guide sprach aber von einer völlig normalen Art des Reisens in Madagaskar und viel wichtiger sei ja auch, dass sie überhaupt mitkommen. Nach dem ersten Stopp und der guten Laune den die Kinder versprühten, haben wir es auch begriffen: Für die Kinder war dieses eine Art Abenteuerurlaub mit Mama und Freunden.
Wie war denn nun der erste Tag von der Strecke? Nun ja, wir hatten einiges an Tour vor uns. Die Strecke führte uns von Antananarivo nach Antsirabe. Dabei haben wir ein typisches (wohlhabendes) Dorf besucht. Wir konnten eine irre Landschaft bewundern, haben uns einen Wasserfall bei einem kleinen Dorf angeschaut und die Kiddies haben sich mit einem Senior dieses Dorfes unterhalten, der sich zu uns in den Entspannungsschatten setzte. Wir konnten die einheimische Küche in einem Restaurant genießen, wobei Horst schon Magenprobleme hatte und eigentlich nichts essen wollte. Es ging weiter mit der Besichtigung einer Fabrik, die Kuhhörner verarbeitet, u. a. wird dort Besteck aus dem Horn hergestellt und in einer anderen Abteilung, die aus Blechdosen kleine Kunstwerke herstellt. Das war der Schnelldurchlauf und hier jetzt einige Bilder zu diesem ersten Tag mit Eindrücken, die eine ganze Woche füllen könnten.
Erstmal unsere Strecke, die wir auf meist gut ausgebauten Straßen fahren konnten.
Gefolgt von den Brücken, die es zu überqueren galt. Einmal die normale Brücke und dann die neu gebaute Brücke für den Fernverkehr. Man sieht sehr schön auf der linken Seite die alte, voll funktionsfähige Brücke, die aber in keiner Weise den heutigen Anforderungen entspricht.
Wir sind hier auf einer Art Bundesstraße schnell vorangekommen und konnten die Auswirkungen des Tourismus auch sehr einfach am Straßenrand sehen. Es gab hier tatsächlich Souvenir Verkaufsstände, erfreulicherweise mit handgefertigten lokalen Erzeugnissen,
Wenn man hier jetzt den Blick mal von der Brücke auf den Fluss richtet und den Touristenmagnet ignoriert, dann fällt einem als ersten der völlig ungeregelte Flusslauf auf, gefolgt von den Fischern mitten im Fluss.
Für uns war sicherlich diese völlig ‚intakte Natur‘, also ungeregelte Flusslandschaft, schon ein Erlebnis. Dieses durften wir während der Reise auch noch mehrfach erleben, aber man sollte auch hier nicht übersehen, dass jeder gefangene Fisch ein essenzieller Teil des Überlebens ist und dort, wo jetzt Felder sind, früher Urwald stand.
Nicht weit von der Brücke entfernt besuchten wir ein kleines Dorf. Unser Guide war vor einem Jahr auch schon mit Gästen hier gewesen und diese hatten ihr ein paar Bilder für die Dorfbewohner mitgegeben, die sie nun vorbeibringen wollte. Wie man sieht, sind die Häuser aus Stein gebaut. Das Dorf muss mit dem Reisanbau also gut verdienen. Die Menschen dort waren sehr aufgeschlossen, insbesondere, da wir ja die Kinder dabeihatten und als die Bilder von vor einem Jahr verteilt wurden, gab es großes Gelächter. Spätestens als Horst auch hier und da einige Bilder geschossen hat, haben sich die Menschen fürs Foto aufgestellt, in der Hoffnung, vielleicht im nächsten Jahr einen Abzug zu bekommen.
Weiter ging es dann hoch in die Berge, mit einem kleinen Stopp zwischendurch, um einen idyllisch gelegenen Wasserlauf zu besichtigen, dabei ein wenig zu trinken und auszuruhen. Das Wasser fällt hier in mehreren Kaskaden über die Steine, in der Regenzeit mag dieses aber völlig anders aussehen.
Als wir uns dann ein schattiges Plätzchen für die Mittagsruhe suchten, haben die Kinder sich zu einem alten Mann gesetzt und sich mit ihm unterhalten und uns das Ganze auf Französisch übersetzt.
Aber auch hier mussten wir weiter. Alle von uns hatten schon ein wenig Hunger und bis zur nächsten Möglichkeit zum Essen war es noch gut eine Stunde Fahrzeit. In einem kleinen Dorf an der Straße sind wir alle anschließend ins Restaurant gegangen. Dieses ist eindeutig auf Touristen ausgelegt, sowohl was die Einrichtung als auch die Speisekarte betrifft, aber wir konnten hier gut essen und sind froh gelaunt die letzten Kilometer des ersten Tages angegangen. Nach gut zwei Stunden Fahrzeit erreichten wir den letzten Besichtigungspunkt für diesen Tag. Eine kleine Fabrik, wo u. a. Besteck aus Kuhhörnern hergestellt wird. Wir konnten hier den gesamten Fertigungsprozess begleiten. Das, was wir noch behalten haben:
- Auskochen des Horns, um den inneren, lebenden Teil zu entfernen
- Erhitzen des Hornes um es geschmeidig zu machen und dann in die gewünschte Form zu pressen
- Entgraten und Feinarbeiten
- Polieren
Einige Bilder zur Herstellung eines Löffels und auch Anregungen, was man alles aus Horn herstellen kann, findet ihr in der Bilderserie Hornverarbeitung. Danach ging es in eine andere Abteilung, wo aus alten Weißblechdosen kleine Kunstwerke entstehen.
Solch eine rote Ente steht jetzt bei uns zu Hause. Zum Transport wurde sie einfach in eine aufgeschnittene Wasserflasche verpackt und hat so auch den Urlaub inkl. des Rückflugs im Gepäck überstanden.
Nach diesem ereignisreichen Tag waren wir froh, als es nur noch wenige Minuten bis zu unserer Unterkunft waren, wo wir uns als erstes unter der Dusche erholten, um anschließend beim Abendbrot den nächsten Tag zu besprechen.















